15. Juni 2020

Hallöchen :) – toll, dass ihr wieder dabei seid!

 

Wann wart ihr eigentlich das letzte Mal draussen bei Dunkelheit unterwegs? Schon etwas länger her? Dann wird es höchste Zeit, dass ihr das ändert! Denn jetzt, Mitte Juni, beginnt eine besonders spannende Zeit!

 

Wir vom Rolfschen Hof sind dann immer schon ganz aufgeregt, wann ES denn nun endlich soweit ist... Und jeder möchte der erste sein, SIE entdeckt zu haben. Dann schleichen wir uns, sobald es dunkel wird - dass ist jetzt im Juni so etwa ab 22.00-22.30 Uhr - hinaus und machen uns auf die Suche. Wo wir SIE finden können? An Waldrändern, in naturnahen Gärten und Parks, an krautreichen Wiesen, auf Lichtungen, am ehesten dort, wo es etwas feuchter ist......

 

Es muss richtig dunkel sein – nein, eine Taschenlampe dürfen wir jetzt nicht anmachen! Auch ein voller Mond wäre jetzt eher hinderlich. Vorsichtig setzen wir einen Fuß vor den anderen. Wir lauschen in die Finsternis um uns herum. Stille und dann: hier und da ein Rascheln... Aber SIE sind es nicht, SIE machen keine Geräusche – sie LEUCHTEN!

 

Und endlich! Wir haben Glück! Ja, dort drüben am Waldrand, nahe am Bach, taumeln die ersten durch die Dunkelheit! Kleine leuchtende Punkte tanzen wie Sterne durch die laue Sommernacht! Es sieht wunderschön aus! Und jetzt ahnt ihr sicher schon, nach wem wir gesucht haben:

 

Nach den...

GLÜHWÜRMCHEN!

(C) R. Jähne
(C) R. Jähne

Was da so als grünlich leuchtende Punkte umherfliegt, sind die Männchen des Kleinen Leuchtkäfers. Sie sind auf Hochzeitsflug und suchen nach den Weibchen. Die leuchten ebenfalls, können aber nicht fliegen. Sie warten am Boden oder an Pflanzenstängeln und Gräsern hockend auf ihren “Liebsten“. Denn in der Zeit um den Johannistag (das ist der 24. Juni) bis in den Juli hinein ist Paarungszeit bei den Glühwürmchen. Daher nennt man sie auch „Johanniswürmchen“. Es sind nur wenige Nächte in denen wir dieses Lichter-Schauspiel beobachten können und es dauert meist auch nur 1-2 Stunden.

Hier könnt ihr Euch einmal so eine Glühwürmchennacht ansehen. Das sieht richtig romantisch aus, oder?!

Nach der Paarung ist es aber auch schon vorbei mit der „Romantik“, denn danach stirbt das Männchen. Das Weibchen sucht sich noch einen geeigneten Platz zum Beispiel im feuchten Laub und legt knapp 200 winzige schwach leuchtende Eier ab. Wenige Tage später stirbt auch sie. Das Leben eines Glühwürmchens als Käfer dauert also nur wenige Wochen.

(C) R. Jähne
(C) R. Jähne

Glühwürmchen sind übrigens eigentlich keine Würmer, sondern Käfer! Die Weibchen sehen aber wirklich eher wie helle Würmer aus und sie bewegen sich auch so ähnlich – erst beim näheren Hinsehen erkennt ihr die kleinen Beinchen. Die Männchen dagegen sehen aus wie – nun wie Käfer eben – kleine, braune und eher unscheinbare Krabbeltiere auf sechs Beinen. Sie sind, je nach Art, nicht einmal halb so groß wie ein Streichholz.

 

Ausser dem Kleinen Leuchtkäfer (er ist nur etwa 1cm groß), bei dem, wie schon gesagt, auch die Männchen leuchten und fliegen können, gibt es noch den Grossen Leuchtkäfer und den Kurzflügel-Leuchtkäfer. So könnt ihr sie unterscheiden: Beim grossen Leuchtkäfer leuchtet nur das flugunfähige Weibchen. Beim Kurzflügel-Leuchtkäfer leuchten Männchen und Weibchen nur schwach, und beide können nicht fliegen.

Weltweit gibt es etwa 2000 Leuchtkäfer-Arten! Und wie wissen die Leuchtkäfer, wer zu wem gehört? Das ist wirklich trickreich: Leuchtkäfer leuchten nicht alle einfach nur so vor sich hin. Jede Art hat ihre besondere „Leuchtsprache“, ähnlich einem Morsecode. Sie senden Licht-Botschaften aus und kommunizieren (verständigen sich) so miteinander. Die Länge der Lichtsignale und ihr Rhythmus sind je nach Art unterschiedlich. Manche blinken, andere senden Dauerlicht in das Dunkel der Nacht. Und wie funktioniert das überhaupt mit dem Leuchten? Da könnten Techniker und Wissenschaftler tatsächlich vor Neid erblassen: Glühwürmchen besitzen einen Stoff, das Luziferin. Dieses wird mit einem anderen Stoff, der Luziferase und dazu Sauerstoff zum Leuchten gebracht. Das Ganze findet in Leuchtzellen an der Bauchseite des Hinterleibes statt. Durch ein „Hautfenster“ kann das Licht dann nach aussen strahlen. Energie in Form von Licht? Das kommt uns doch irgendwie bekannt vor, oder? Natürlich – die Glühbirne! Allerdings sind die „Mini-Glühbirnen“ der Leuchtkäfer wesentlich effektiver und stellen unsere Erfindungen locker in den Schatten! Ein Glühwürmchen macht aus der Energie 95 % Licht. Eine Glühbirne macht aus elektrischer Energie nur 5% Licht, der Rest ist ungenutzte Wärme! Sollte es Euch einmal gelingen, ein Glühwürmchen vorsichtig(!) einzufangen, werdet ihr Euch vielleicht wundern, dass es sich bei all dem Leuchten aber nicht warm anfühlt. Das Licht der Leuchtkäfer ist nämlich kalt. Die Fähigkeit von Tieren und auch Pflanzen, kaltes Licht zu erzeugen oder abzugeben, nennt man“ Biolumineszenz“. Auch bei Quallen, Organismen der Tiefsee, Fliegen- und Mückenlarven, Krebsen, Tintenfischen, bei anderen Käferarten, sogar bei Pilzen gibt es das! Manche Tiere leuchten mit Hilfe von Bakterien. Die einen locken damit Beute oder Partner an, andere drohen, warnen oder tarnen sich. Echt faszinierend, was die Natur sich alles so ausdenkt!

(C) R. Jähne
(C) R. Jähne

Die Glühwürmchen leuchten übrigens nicht nur in der Paarungszeit. Schon die Eier, die das Weibchen abgelegt hat, leuchten schwach. Nach wenigen Wochen schlüpfen die Larven. Und die leuchten dann schon etwas stärker. Ihr Leuchten dient aber nicht wie bei den erwachsenen Käfern der Paarfindung. Es soll möglichen Fressfeinden wie Fröschen, Vögeln, Spinnen und Eidechsen signalisieren: Vorsicht! Ich schmecke nicht! Oder: Achtung! Giftig! Etwa 3 Jahre lebt die Larve so am Boden. Und wenn ihr sie einmal in Eurem Garten entdecken solltet, könnt ihr Euch freuen! Denn Glühwürmchen sind das Glück jeden Gärtners und der Schrecken der Schnecken! Schnecken sind in der Natur sehr wichtige Tiere. Sie fressen zum Beispiel Aas und übernehmen somit eine wichtige Aufgabe als“ Gesundheitspolizei“. Leider lieben sie aber auch all das, was ein Gärtner anbaut, hegt und pflegt: Salat und Sonnenblumen, Erdbeeren, junges Gemüse und vieles andere mehr. Egal ob dick oder dünn, mit oder ohne Gehäuse – hat sich eine Larve erst einmal an eine Schnecke herangeschlichen, ist diese verloren! Mit einem Giftbiss lähmt die Käferlarve ihre Beute und frisst sie meist innerhalb eines Tages auf! Nach der schmierig schleimigen Mahlzeit reinigt sich die Larve natürlich gründlich – so viel Ordnung muss sein! Nun stellt Euch einmal vor, ihr würdet an einem Tag etwas essen, das drei Mal so gross ist, wie ihr selbst! Bei den Mengen, die der kleine Vielfraß da verdrückt, könnt ihr Euch sicher vorstellen, dass auch immer wieder der „Anzug“ nicht mehr passt. Glühwürmchenlarven häuten sich darum häufig – wer will schon aus allen Nähten platzen? Schließlich, nach 2-4 Jahren, etwa im Mai, verpuppen sich die Larven. 2-3 Wochen später schlüpfen dann die fertigen Käfer und das nächtliche Schauspiel der Glühwürmchen beginnt aufs Neue!

Der nächtliche Tanz der Glühwürmchen hat die Menschen schon immer fasziniert. Man glaubte, dass es in Wäldern, in denen Glühwürmchen leben, auch Feen, Elfen und andere Naturgeister gibt. Während die einen dachten, dass die leuchtenden Winzlinge grosses Unheil bringen, werden sie in anderen Ländern bis heute als Glücksbringer und Liebesboten verehrt. In Japan zum Beispiel veranstalten manche Städte richtige Glühwurmfestivals! Das würden wir zu gern mal sehen – ihr auch? Und in einigen Ländern wiederum sorgt die Zeit der Glühwürmchen für zehntausende Besucher und Touristen! Da führen die Glühwürmchen hier bei uns ja eher ein Schattendasein.....Aber vielleicht macht ihr einfach die Zeit der Glühwürmchen zum Fest? Es ist ja auch gleichzeitig die Zeit der Sommersonnenwende! Und was gibt es Spannenderes, als an einem Sommerabend im Dunkeln draussen in der Natur unterwegs zu sein? Ihr wisst ja, es gibt eine Menge Tiere zu beobachten (schaut Euch vielleicht noch einmal unsere Berichte über den Uhu und über die Fledermäuse an...) Sicher könnt Ihr auch Eure Familie dafür begeistern – verpasst sie bloß nicht, die Nacht der Glühwürmchen!

 

Hier gibt es noch einen Kurzfilm über Glühwürmchen – ihr werdet sehen: tanzende Leuchtkäfer zu filmen, ist gar nicht so einfach! Da muss ein Naturfilmer schon tief in die „Trickkiste“ greifen!

  • Wenn ihr selbst auch gerne ein bisschen herumtricksen wollt, ist das „Glühwürmchenglas“ vielleicht etwas für Euch!

Auch Glühwürmchen werden, ähnlich wie viele andere Insekten leider auch immer seltener. Intensive Landwirtschaft (darüber haben wir schon in unserem Bericht über Wildbienen geschrieben), Bodenverdichtungen und Bebauungen haben viele ihrer Lebensräume zerstört. Es gibt aber auch noch einen weiteren Grund: Die Lichtverschmutzung! Das ist kein Schreibfehler – es geht tatsächlich um Licht! Dörfer, Städte und Strassen wurden in den letzten Jahrzehnten immer stärker beleuchtet. Das ganze Licht irritiert viele Tiere und es stört den Tag- und Nachtrythmus den auch wir Menschen brauchen. Auch Glühwürmchen mögen es gar nicht! Schließlich brauchen sie die Dunkelheit, um einander zu finden! Also, wir meinen: mal abgesehen davon, dass wir doch wirklich einiges von dieser ganzen Beleuchtung nicht wirklich bräuchten, könnten wir doch auch eine Menge Energie sparen, wenn wir hier und da ein wenig mehr Dunkelheit zulassen? Das wäre für unsere Umwelt gut und damit auch für uns! Und wenn ihr Euch vorstellt, dass man in manchen Städten nicht einmal mehr den Sternenhimmel sehen kann, weil alles so hell beleuchtet ist …..Wir sind froh, dass wir vom Rolfschen Hof aus noch Nachtwanderungen machen können, bei denen wir noch viele viele Sterne bestaunen können! Bald, in den Sommerferien finden bei uns auch solche Wanderungen statt. Da begegnen wir Eulen, Fledermäusen und vielleicht auch noch dem einen oder anderen verspäteten Glühwürmchen – und Sternen!

(C) R. Jähne
(C) R. Jähne

Wie ihr euren Garten glühwürmchenfreundlich gestalten könnt:

Mehr zum Thema Lichtverschmutzung gibt es hier.

 

Wenn ihr etwas für Glühwürmchen tun wollt: Leuchtkäfer fühlen sich dort wohl, wo auch für andere Insekten die Natur noch in Ordnung ist (schaut einfach noch einmal in unserem Bericht über Wildbienen nach!)

Wenn ihr zu Hause einen Garten habt, könnt ihr noch mehr tun:

  • wenn Schnittgut von Ästen und Zweigen anfällt, legt damit einen oder mehrere Haufen an – sie bieten besonders den Larven der Glühwürmchen (aber auch vielen anderen Tieren) eine Unterkunft.
  • wenn ihr Euren Rasen mäht, lasst am besten immer Ränder oder kleine Flächen mit hohem Gras stehen. Auch hier fühlen sich die Leuchtkäfer wohl.
  • im Juni und Juli, der Paarungszeit der Glühwürmchen, möglichst wenig, am besten gar nicht mähen
  • kein Schneckenkorn einsetzen!

Manchmal braucht es auch einfach ein bisschen Mut zu mehr „Wildnis“ im Garten. Das tut vor allem den Tieren und Pflanzen gut – und ehrlich gesagt: wir finden, es sieht auch schöner aus! In einem solchen naturnahen Garten gibt es auch viel mehr zu entdecken. Probiert es doch einfach aus!

Beim NABU könnt ihr Euch dafür ein kostenloses Naturgarten-Infoset bestellen.

 

Habt ihr Lust, ähnlich wie die Glühwürmchen, Euch mit Leuchtsignalen zu verständigen? Dann versucht es doch einmal mit Morsecodes! Schnappt Euch zwei Taschenlampen, nehmt Geschwister oder Freunde mit und dann raus in die Dunkelheit! Hier findet ihr das Morsealphabet und ein paar spannende Infos darüber!

Macht riesigen Spaß!!!