27.04.2020
Uhu, äh huhu, da sind wir wieder!
Na, habt ihr schon eine Ahnung, um welches Tier es diesmal geht???
„Er ist ein lautloser Jäger. Sein Ruf hallt durch die Stille der Nacht. Nichts entgeht seinen scharfen Augen. Und wer einmal seinen todbringenden Fängen zu nahe gekommen ist, entkommt ihm nicht mehr…..“
Heute geht es um den größten Eulenvogel der Welt – ein geheimnisvoller Nachtjäger, auch „König der Nacht“ genannt, ausgestattet mit Supersinnen: der UHU!
Was macht ihn so besonders? Mal abgesehen davon, dass er mit Harry Potters Schneeule 'Hedwig' verwandt ist – die zählt nämlich auch zu den Uhus!
Da ist zuerst einmal seine beachtliche Größe! Legt doch mal einen Zollstock oder ein Maßband auf den Boden und messt 1,80m ab. So groß kann der Uhu nämlich sein, wenn er seine Flügel ausbreitet. Das nennt man auch Flügelspannweite. Ganz schön mächtig, nicht wahr?! (Was habt ihr für eine „Flügelspannweite“, also gemessen von Fingerspitze zu Fingerspitze bei ausgestreckten Armen? ) Dann ist da noch die Körpergröße: Bei den Uhus sind die Weibchen größer und schwerer als die Männchen. Ein ausgewachsenes Weibchen kann über 70cm groß und bis zu 4kg schwer werden – das ist so viel wie 4 Päckchen Mehl. Na, vielleicht denkt ihr auch, das das gar nicht so viel ist, bei der Größe. Da habt ihr vielleicht recht, denn der Körper von Eulen ist mit einem sehr dichten, zum Teil flaumigen Federkleid bedeckt, das sie viel massiger aussehen lässt, als sie eigentlich sind. Es ist sehr weich und die Federn sind so beschaffen, dass sie nahezu geräuschlos fliegen können. Die Schwungfedern zum Beispiel sind nämlich noch mit einer gesägten Kante ausgestattet. So kann eine Eule über euren Kopf hinwegfliegen, ohne dass ihr sie überhaupt bemerkt. Genial, was? Das macht sie natürlich zu einem ausgesprochen guten Jäger! Aber nicht nur das macht ihn so besonders.
Der Uhu kann, wie jede Eule zwar seine großen orange-gelben Augen nicht bewegen, dafür aber seinen Kopf um 270 Grad (das ist ein Dreiviertelkreis) drehen. Dadurch hat er eine Rundumsicht und kann sogar nach links und rechts über seine Schulter hinwegschauen. Da wird einem ja ganz schwindelig! Da der Uhu vor allem nachts aktiv ist, ist er wie jede andere Eule mit Sinnen ausgestattet, die es ihm zum Beispiel möglich machen auch zu jagen, wenn wir schon längst im Dunkel tappen: er kann super sehen und hören! Der breite Eulenkopf bietet Platz für zwei riesigeAugen, die auch das schwächste Licht noch ausnützen können. An den Seiten des Kopfes, gut verborgen unter den Federn, befinden sich die Ohröffnungen. Und die haben es in sich: eine Ohröffnung befindet sich nämlich etwas höher als die andere. Das führt dazu, das Geräusche oder Schall diese zu etwas unterschiedlichen Zeiten erreicht. Ein Supertrick der Natur, denn dadurch merkt der Uhu genau, wie weit seine Beute von ihm entfernt ist! Ach übrigens: viele halten die Federbüschel, die der Uhu auf dem Kopf trägt für Ohren. Aber es sind wirklich nur Federn, und sie haben nichts mit dem Gehör zu tun. Vielleicht habt ihr schon einmal gesehen, dass Eulen mit dem Kopf auch so komisch hin und herschaukeln und kreisen? Sie visieren damit die Beute an, schätzen also Richtung und Entfernung ein, bevor sie zustoßen. Für die Jagd ist der Uhu noch mit einem Hakenschnabel und dolchspitzen Fängen (so nennt man seine befiederten Füße mit den Krallen) ausgestattet, die äußerst treffsicher und kraftvoll zupacken können. Wen der Uhu einmal in den Fängen hat, der entkommt ihm nicht mehr! Klingt ganz schön gefährlich, was? Dazu ist der Uhu noch ein sehr geschickter Jäger: Er kann, je nachdem, auf wen er es gerade abgesehen hat, sowohl vom Boden aus, also „zu Fuß“, als auch in aufwendigen Flugmanövern jagen. Seine Beute erspäht er meist zunächst von einem Ansitz aus. Und das steht alles auf seinem Speiseplan: Käfer und Würmer, Mäuse, Ratten, Igel und Frösche. Manchmal auch Feldhasen, Kaninchen oder Vögel bis hin zu Greifvögeln, die nicht viel kleiner sind als er selbst. Übrigens: Uhus speien wie alle Eulen und einige andere Vögel die Reste ihrer Mahlzeit, also das, was sie nicht verdauen können ( Knochen, Haare ) als Gewölle wieder aus. (Dazu gibt es später noch einen Filmtip).
Ihr denkt aber nun vielleicht, dass so ein gefährliches Kraftpaket mit Krallen keine Feinde hat? Das stimmt vielleicht, denn ein ausgewachsener Uhu hat in der Natur wirklich kaum jemanden zu fürchten – außer den Menschen. Der hat ihn nämlich fast ausgerottet, denn der Uhu wurde früher stark bejagt (also zum Beispiel abgeschossen) und für Jagdzwecke gefangen. Da gab es noch einige andere Gründe, warum es schließlich vor wenigen Jahrzehnten fast keine Uhus mehr gab, und die haben leider alle mit uns Menschen zu tun. Zum Beispiel sind auch der Straßen- und Schienenverkehr oder Hochspannungsleitungen ein Problem für den Uhu. Zum Glück gab es dann aber einige Naturschützer und Vogelexperten, die sich für den Uhu eingesetzt haben. Da war es fast schon zu spät! Man begann, gezüchtete Tiere auszuwildern und hat die Uhus unter gesetzlichen Schutz gestellt (davor war es nämlich lange Zeit gar nicht verboten, sie abzuschießen). Man hat auch versucht, ihre Bruplätze zu erhalten. Bis heute ist es vor allem wichtig, dass die Lebensräume der Uhus geschützt werden, das heißt die Gebiete, in denen sie Nahrung finden und ihre Jungen aufziehen können.
Was aber braucht ein Uhu, um jagen und seine Jungen aufziehen zu können?
Fangen wir doch einmal da an, wo die Gründung der Familie Uhu beginnt:
Etwa im Februar könnt ihr die typischen Balzrufe der Uhus hören. Das Männchen ruft ein dumpfes „buho“ oder „wouho“ das Weibchen klingt etwas heller, eher wie „uhu“ (von den Balzlauten haben die Uhus auch ihren Namen) Es gibt aber auch noch ganz andere Rufe, je nachdem, ob Uhus ihr Revier abgrenzen, um Futter betteln, drohen, Gefahr spüren oder warnen wollen. Versucht sie doch einmal nachzuahmen:“ hohohoho, wiwiwiwi, chnää, chau, chtscht, gräck,gulugulugulu“ - na, hat es geklappt? Hört sich irgendwie lustig an, oder? Zugegeben, so ganz wie ein echter Uhu bekommen wir das auch nicht hin. Hier könnt ihr Euch die Rufe oder Balzgesänge im Original anhören.
...das klingt doch gleich viel besser!
Aber zurück zu unserem Uhupärchen: Haben die beiden sich gefunden, bleiben sie ihr Leben lang zusammen! Haben sie einen geeigneten Nistplatz gefunden – am besten in einer Felsnische (daher lieben Uhus auch Steinbrüche, Kiesgruben und Gegenden, in denen es viele Felsen gibt) - scharren sie gemeinsam eine Nestmulde. Uhus können nämlich keine richtigen Nester bauen wie ihr das von anderen Vögeln kennt. Wenn sie keine Felsen finden, können Uhus aber auch alte Horste (Nester) von großen Greifvögeln nutzen, oder sie brüten irgendwo an einem geschützten Platz am Boden, zum Beispiel im Wald. Hier müssen sich die Uhus besonders auf ihre Tarnung durch das Gefieder verlassen. Manchmal kommt es sogar vor, dass Uhus in Dörfern oder Städten auf hohen Flachdächern oder in Kirchtürmen einen geeigneten Brutplatz finden. Sie sind also durchaus anpassungsfähig und erfinderisch!
Etwa ab März legt das Weibchen 2-4 Eier im Abstand von etwa 3 Tagen und brütet ab dem ersten Ei. Nach etwa 32-35 Tagen schlüpfen die Küken. Sie haben ein weiches flauschiges Daunenkleid und wiegen 50-60g. Während der Paarungs- und Brutzeit, und auch in den ersten Wochen nach dem Schlüpfen der Küken versorgt das Männchen das Weibchen und die Jungen mit Nahrung. Uhultern sind sehr fürsorglich. Sie schleppen nicht nur unentwegt Nahrung herbei, sie schützen ihre Kleinen auch vor Nässe, Kälte und zu viel Sonne. Im Alter von 4 Wochen beginnen die Knirpse schon ziemlich unternehmungslustig die Umgebung zu erkunden – obwohl sie dann noch gar nicht fliegen können! Stellt euch das mal hoch oben in einer Felsnische vor! Sie flattern herum, kraxeln und versuchen, sich mit ihren Krallen irgendwie irgendwo festzuhalten – und plumpsen dann doch manchmal recht unsanft zu Boden. Autsch! Solange sie nicht flugfähig sind, müssen die Kleinen auch auf der Hut sein, denn es lauert Gefahr! Füchse, Marder, aber auch Dachse zum Beispiel können den Uhujungen durchaus gefährlich werden! Aber mit ihrem Gefieder sind sie auch besonders gut getarnt und die Uhueltern haben immer zwei große wachsame Augen auf sie!
Mit 8 bis 10 Wochen sind die Uhujungen dann aber endlich für das große „Abenteuer Fliegen“ bereit! Sie halten sich dann zwar immer noch oft am Boden auf, aber ein Schlafplatz hoch oben in den Baumkronen ist natürlich
spannender – und vor allem sicherer!
Wenn ihr also daran denkt, wie der Uhu lebt, könnt ihr euch nun vielleicht auch vorstellen, welche Lebensräume er braucht; wo er sich wohlfühlt, genug Nahrung findet und geschützt seine Jungen aufziehen kann. Das sind Gebiete, in denen sich offene Landschaften mit Wäldern, Hecken und Feldgehölzen abwechseln. Gern auch in der Nähe von Gewässern und am liebsten mit tollen Felsen in der Nähe … Solche Gebiete sollten wir für die Uhus erhalten! Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass immer dann wenn so ein Gebiet bebaut oder von Straßen neu durchzogen wird, der Uhu und viele andere Tiere ihren Lebensraum verlieren.
Und wenn es euch so geht wie uns, dass ihr es super spannend fändet, einmal einen Uhu oder eine andere Eule in freier Wildbahn zu beobachten, dann wißt ihr jetzt, wo und wann ihr ihm begegnen könntet: am besten seid ihr am Abend kurz vor der Dämmerung unterwegs, denn dann beginnt er zu jagen. Bis etwa Mitternacht habt ihr gute Chancen, ihn zu sehen, danach legt er oft eine Jagdpause ein, um später noch einmal bis zur Morgendämmerung nach Beute Ausschau zu halten. Vielleicht könnt ihr seinen Ruf hören, oder den eines Waldkauzes? Wichtig ist, wann immer ihr wilden Tieren begegnen wollt, dass ihr leise seid und einen guten Beobachtungplatz habt. Wir wollen die Tiere nicht stören und ihre Augen und Ohren, auch ihr Geruchssinne sind viel besser als unsere. Zu schnell sind die Tiere verschwunden, ehe wir sie auch nur bemerkt haben! Aber das macht es ja gerade so spannend! Und dann passiert es vielleicht: manchmal ist es nur ein kurzer Augenblick, oder einfach ein Gefühl, das Euch aufblicken lässt – und da ist er: ein lautloser dunkler Schatten gleitet über Euch hinweg: vielleicht ein Waldkauz? Eine Schleiereule? Oder war es vielleicht sogar der mächtige Uhu, der König der Nacht?
Hier könnt ihr noch viele weitere spannende Dinge über den Uhu nachlesen: