Montag, 20. April 2020

Winterschlaf und Co.

(C) K. Hiersemann: Feuersalamander am Rolfschen Hof
(C) K. Hiersemann: Feuersalamander am Rolfschen Hof

Hallo Kinder, herzlich willkommen zur dritten Runde auf unserer Internetseite!

 

Habt ihr auch die schönen Frühlingstage so genossen  wie wir? Am Rolfschen Hof grünt und blüht es und die ersten Schafe sind wieder draussen auf unseren Weiden anzutreffen Die freuen sich jetzt über frisches Gras und allerlei Wiesenkräuter.

 

Auch die Wildtiere, die wir den Winter über nicht gesehen haben, wie z. B. Fledermäuse, Blindschleichen, Eidechsen, Igel, Frösche und andere sind nun aus Winterschlaf, Winterruhe und Winterstarre „erwacht“.

Was das ist?

Der Winter wird für viele unserer heimischen Tiere zu einer echten Herausforderung. Kälte und wenig Nahrung macht ihnen zu schaffen.

 

So wisst ihr sicher, dass sich zum Beispiel im Spätsommer oder im frühen Herbst einige Vogelarten auf den Weg in den wärmeren Süden machen, um dort zu überwintern. Habt ihr schon mal einen Kranichzug beobachten können? Oder den Ruf der Wildgänse gehört? Das ist toll, oder? Aber auch viele andere Vögel machen sich auf die lange Reise, zum Beispiel Schwalben, Mauersegler, Feldlerchen und Grasmücken (man nennt sie deshalb auch Zugvögel) Sie finden in den wärmeren südlichen Ländern ein besseres Nahrungsangebot vor – Insekten zum Beispiel (denn die findet man hier bei uns im Winter ja kaum).

 

Jetzt im Frühling sind die meisten von ihnen zurückgekehrt, um hier ihre Jungen aufzuziehen. Die fressen nämlich gern Insekten, Würmer, Raupen, Käfer, Spinnen und andere leckere kleine „Krabbeltiersnacks“.

Alle anderen Vögel, die den Winter hier bei uns verbracht haben (das sind vor allem die Vögel, die auch Körner und Samen fressen können (Meisen, Amseln, Rotkehlchen, Spatzen und andere) freuen sich natürlich jetzt auch wieder über einen reicher gedeckten Tisch.

 

Was aber machen die anderen Tiere im Winter? Frösche, wie ihr ja wisst, fressen zum Beispiel auch gern Insekten, Würmer und Co. Aber leider haben sie keine Flügel und in den Süden hüpfen, geht wohl auch nicht! Ohne ein warmes Fell würde ihnen sicher auch ganz schön kalt werden und Froschpullover gibt es leider nicht. Insekten findet man ja im Winter auch kaum, denn wo sollten z.B. Wildbienen dann Nektar und Pollen sammeln?..

 

Das tolle ist, dass sich die Natur für all die Tiere, für die der Winter zu schwierig wird, etwas Spannendes ausgedacht hat!

Winterstarre - Kälteschutz für Nackedeis

(C) M. Düsterberg: Eidechse
(C) M. Düsterberg: Eidechse

Wechselwarme Tiere, wie zum Beispiel Kröten, Frösche, Eidechsen, Schlangen und Fische, die kein schützendes wärmendes Fell oder Gefieder haben, müssen sich frostsichere Verstecke suchen. Schnecken und Kröten vergraben sich im Boden, andere suchen Schutz in Mauerritzen, Erdlöchern oder unter Baumrinde, manche Insekten haben Glück und finden sogar ein von uns gebautes Insektenhotel. Bei wechselwarmen Tieren bleibt die Körpertemperatur nämlich nicht wie beim Menschen immer ungefähr gleich, sondern passt sich der Umgebungstemperatur an. Das heißt, wenn es draußen kälter wird, werden auch die Körper der Tiere immer kälter und steifer. Herzschlag und Atmung haben sich stark verlangsamt und sie müssen aufpassen, daß sie nicht erfrieren! Brrr, das klingt echt ungemütlich!Zum Glück haben viele wechselwarme Tiere eine Art Frostschutzmittel im Körper,damit das nicht so schnell passieren kann! Tja, und dann gibt es sogar Tiere, denen macht es gar nichts aus,dass ihr Körper zum Teil erfriert! Sie tauen im Frühjahr einfach wieder auf!

In ihrer Kältestarre verharren die Tiere dann reglos – oft mit geöffneten Augen- bis es draußen wieder wärmer wird. Bis dahin verbrauchen sie kaum Energie und zehren von den Reserven, die sie sich im Herbst angefressen haben.

Winterruhe - Chillen, wenn es draußen ungemütlich wird!

(C) R. Jähne: Eichhörnchen
(C) R. Jähne: Eichhörnchen

Wenn der Winter so ist, wie er eigentlich sein sollte – mit Schnee, Eis und Frost, wird es auch manchen Tieren im dicken Fell zu ungemütlich. Dann ziehen sie sich lieber in ihren Bau, ihre Höhle oder in ihr Nest zurück, wo sie dann vor der Kälte geschützt tagelang tief und fest schlafen. Dabei bleiben Atmung, Körpertemperatur und Herzschlag aber unverändert und das kostet Energie. Zwar haben sich auch Dachs, Braunbär, Biber und Eichhörnchen ein wenig Winterspeck angefressen, aber der reicht nicht aus, um den ganzen Winter schlafend zu überstehen. Deshalb müssen sie ab und zu ihr Versteck verlassen und auf Nahrungssuche gehen. Das Eichhörnchen hat ja zum Beispiel extra dafür Nußvorräte versteckt, von denen es nun zehren kann.

Winterschlaf - Leben im Energiesparmodus

(C) H. Dudler: Igel
(C) H. Dudler: Igel

Schon im Herbst suchen die Tiere, die Winterschlaf halten, ihre Verstecke auf. Das können Höhlen, hohle Baumstämme, Erdlöcher oder auch selbstgebaute Nester sein.Im Laufe des Herbstes haben sich die Tiere eine ordentliches Fettpolster angefressen, von dem sie in den nun folgenden Wintermonaten zehren. Haben sie sich erst einmal in ihren Unterschlupf , den sie oft mit Gras, Moos und Blättern weich ausgepolstert haben, eingekuschelt, fallen sie in einen schlafähnlichen Ruhezustand. Atmung und Herzschlag verlangsamen sich und die Körpertemperatur sinkt auf Werte zwischen 9 und 1Grad Celsius. Der Igel zum Beispiel atmet nur noch zwei – bis viermal pro Minute, Fledermäuse sogar nur noch einmal pro Stunde – stellt Euch das mal vor! Ihr könnt ja einmal zu Hause nachmessen, wie oft ihr in einer Minute atmet... Dadurch, das der ganze Körper nur noch auf Sparflamme läuft, verbraucht er auch nur sehr wenig Energie.

(C) R. Jähne
(C) R. Jähne
Außer Fledermäusen und Igeln halten zum Beispiel auch Bilche Winterschlaf. BILCHE? Was sind denn das für Tiere? Vielleicht geht es euch jetzt so, wie den meisten Menschen – denn nur wenige haben je von ihnen gehört – aber wir können Euch schon mal verraten: Es sind wirklich äußerst spannende Tiere!

Bilche sind nicht nur Langschläfer, sondern auch Kletterkünstler, Baumeister und Feinschmecker!

 

Die bei uns vorkommenden Bilche sind die Haselmaus (mit 6-9cm Körperlänge der kleinste Bilch, ) der Gartenschläfer, der Baumschläfer und der Siebenschläfer (mit 15-20cm ohne Schwanz der größte Bilch) Der eine oder andere Name kommt euch jetzt vielleicht doch etwas bekannt vor? Nein - macht nichts!

 

Bilche, sie werden auch Schläfer genannt, sind nämlich nachtaktive Tiere. Kaum jemand bekommt sie zu Gesicht. Wenn die Sonne untergeht, erwachen die kleinen Kobolde mit den großen Knopfaugen und dem buschigen Schwanz. Wie kleine Akrobaten huschen sie durch Bäume und Sträucher, klettern schwindelfrei bis in die Baumkronen hinauf – immer auf der Suche nach etwas Eßbarem. Wer so lange schläft wie die Bilche (ganze sieben Monate,manchmal sogar bis zu 11 Monaten), dem bleiben bis zum nächsten Winterschlaf nur wenige Wochen oder Monate, um sich wieder richtig satt und rund zu fressen. In dieser kurzen Zeit müssen die Bilche auch noch ihre Sommernester bauen, sich paaren, ihre Jungen aufziehen und bei alledem immer auf der Hut sein, nicht vom Waldkauz, Uhu, Fuchs oder anderen Räubern gefressen zu werden. Bilche haben, wenn ihnen Gefahr droht, übrigens einen ganz erstaunlichen Trick: hat sie ein Räuber gepackt, können sie ihre Schwanzhaut einfach abstreifen! Das hat schon so manchem Schläfer in der höchsten Not das Leben gerettet!

 

Die kleinen Haselmäuse sind meistens bereits jetzt im April wach, während sich die deutlich größeren Siebenschläfer noch bis Mai/Juni Zeit lassen. Auf jeden Fall muß also erst einmal ordentlich gefressen werden! Dabei sind Bilche richtige Feinschmecker! Kätzchenpollen und Weißdornblüten schmecken ihnen ebenso wie Walderdbeeren und andere Früchte. Im Herbst stehen dann Nüsse und Bucheckern auf dem Speiseplan. Auch Insekten und Vogeleier verschmähen sie nicht.

 

In der Zeit zwischen Juni und September/Oktober werden dann zum Beispiel bei den Haselmäusen die Jungen geboren. Damit der Nachwuchs es schön warm hat und er gut geschützt ist, baut die werdende Haselmausmutter ein besonders kuscheliges“ Wurfnest“. Ist das Nest fertig, kommen dann nach etwa 20-25 Tagen Tragzeit mehrere Jungtiere zur Welt. Sie sind zunächst nackt, blind und sind etwa so groß wie euer Daumennagel. Ja, wirklich, so winzig klein sind sie! Sie werden etwa 4-5 Wochen lang von der Mutter gesäugt, mit 6 Wochen sind sie dann schon selbstständig. Bis dahin hat Mutter Haselmaus ihnen alles gezeigt, was zum Überleben so wichtig ist.

 

Auch beim „Hausbau“ sind zumindest die Haselmäuse wahre Baumeister! Während Siebenschläfer und Gartenschläfer es gern etwas bequemer haben, und auch gern in Baumhöhlen oder Vogelnistkästen einziehen, fertigt die kleine Haselmaus kunstvolle Kugelnester aus Gräsern, Blättern, Rindenfasern und anderem Pflanzenmaterial an. Davon sogar mehrere! Die hübschen Nester haben einen seitlichen Eingang und hängen meist gut versteckt in den Zweigen von Hecken, Sträuchern oder Bäumen. Aber auch die Haselmäuse freuen sich natürlich über kleine geschützte Höhlungen in Bäumen oder über Nistkästen (mit möglichst kleinen Eingangslöchern) Die Winterquartiere der Haselmaus sind dann schon richtige Meisterwerke! Es sind dicke Laubnester die meist am Boden unter Baumwurzeln, Holzstapeln oder Reisighaufen verborgen sind. In ihrer warmen Behausung verschlafen die Haselmäuse gut geschützt vor Kälte und Nässe den ganzen Winter. Oft zusammengekuschelt mit anderen Artgenossen, z.B. ihren Kindern oder ihrem Partner.


Was ihr für Haselmaus, Siebenschläfer und Co. tun könnt:

  • Was den Bilchen guttut, tut auch anderen Tieren und uns Menschen gut. Bilche fühlen sich nämlich meist dort wohl, wo die Natur noch in Ordnung ist. Sie brauchen einen struktur – und artenreichen Lebensraum mit dichten Hecken und reichlich Unterholz, wo sie Schutz finden und ihre Nester bauen können. Sie brauchen früchtetragende Beerensträucher, Samen und Nüsse. Schaut doch mal, wo ihr das in eurer Umgebung findet! Und vielleicht könnt ihr so einen kleinen Lebensraum in eurem eigenen Garten schaffen.
  • Baut Nistkästen! Anleitungen findet ihr unter beim NABU Thüringen. Hier erfahrt ihr auch zum Beispiel, welche Beerensträucher ihr für die Haselmaus und andere Bilche pflanzen könnt
  • Solltet ihr einmal einen verletzten oder geschwächten Bilch gefunden haben, meldet euch bei der nächsten Wildtierauffangstation oder fragt z.B. beim NABU nach, was ihr tun könnt.

Weitere Tipps

  • Die Haselmaus war Tier des Jahres 2017! Beim NABU gibt es noch viele weitere Infos!
  • Vielleicht habt ihr Lust euch ein Haselmaus-Brettspiel zu basteln. Die Bastelanleitung dazu findet ihr hier.
  • Wenn ihr Haselmausdedektive werden wollt, findet ihr hier Anleitungen für die Nussjagd.

Viel Spaß dabei! Bis zum nächsten Mal!


Habt ihr noch Lust auf etwas richtig Leckeres?

Dann probiert doch einmal unseren Bilch – Auflauf (keine Sorge, da sind keine Bilche drin, sondern Früchte und Nüsse, die auch unsere kleinen Freunde gerne mögen:

 

Dazu braucht ihr:

  • 1 Tasse voll Beerenfrüchte (Heidelbeeren, Brombeeren oder Himbeeren. Wenn ihr diese draußen noch nicht pflücken könnt, kauft sie tiefgefroren, am besten in Bio-Qualität)
  • 1-2 Äpfel
  • 1 Tasse grob gehackte Haselnüsse
  • 2 Eßlöffel milden Honig oder Zucker
  • 50g Butter
  • 50g Mehl
  • 100g Creme fraiche
  • 3 Eßlöffel flüssige Sahne

 

Und so wird’s gemacht:

Die Früchte und den in Spalten geschnittenen Apfel in einer Auflaufform verteilen. Die Butter und den Honig in einem Topf vorsichtig erwärmen, dann das Mehl darunterrühren. Die Masse etwas andünsten. Dabei immer schön weiterrühren! Nach etwa 1 Minute könnt ihr Sahne, Creme fraiche und Haselnüsse dazugeben. Nochmals schön verrühren. Das Ganze könnt ihr dann auf das Obst verteilen. Im vorgeheizten Backofen benötigt euer Auflauf bei 180 Grad etwa 30 Minuten. Fertig!

 

Am besten schmeckt der Bilch-Auflauf warm mit geschlagener Sahne oder mit Zimtzucker bestreut! Mmmmhhhh! Guten Appetit!