Werdet Spürnasen mit Adleraugen!
Tierspuren, da denkt ihr jetzt sicher erst einmal an die Fußabdrücke der Tiere, oder?
Um die geht es diesmal auch! Trotzdem solltet ihr schon einmal wissen, das zu den Tierspuren noch ganz andere Dinge gehören, nämlich alle „Zeichen“, die uns etwas über die Anwesenheit der Tiere verraten: Haare, Federn, Knochen von toten Tieren, Frassspuren, Wühl- und Kratzspuren, ein Bau, ein Nest, eine Schlafmulde, Kot, Gewölle und vieles mehr. Wenn ihr Tierspurenscouts seid, könnt ihr in der Natur lesen, wie in einem spannenden Dedektivbuch! All diese Spuren verraten Euch geheimnisvolle Dinge, die den meisten Menschen verborgen bleiben! Welches Tier hat heute Nacht unter dem Baum geschlafen, wer hat wen durch den Schnee gejagt, wer hat hier im Schutz der Hecken gefressen?
Über zehntausende von Jahren haben unsere Vorfahren das übrigens auf der ganzen Welt getan! Warum? Damals waren die Menschen meist Jäger und Sammler. Das heißt, sie haben gesammelt, was in der Natur so Essbares zu finden war: Beeren, Pilze, Nüsse, Samen, Kräuter, Wurzeln und einiges mehr. Als Jäger haben sie Jagd auf Tiere gemacht, um Fleisch essen zu können und um Felle, Häute, Sehnen, Krallen und Knochen zu Dingen zu verarbeiten, die sie zum Leben brauchten. Kleidung, Werkzeug, Behälter zum Sammeln und Wasserholen, Schnüre, Jagdgeräte, Wetterschutz – die Menschen waren sehr geschickt und erfinderisch, wenn es darum ging alles von dem Tier zu nutzen, welches sie erjagt hatten. Nichts wurde weggeworfen und es gab auch keinen Müll!
Aber stellt Euch das jetzt nicht so einfach vor! Ein Tier, egal ob es ein kleines Eichhörnchen war, oder ein dickes Wildschwein, war nicht einfach mal so eben zu jagen! Schließlich musste man die Tiere ja erst mal aufspüren. Dazu mussten die Menschen ihre Lebensgewohnheiten kennen. Das heißt, sie mussten wissen, welche Tiere sich zum Beispiel wann und an welchen Orten aufhielten. Wo waren ihre Ruheplätze, welche Wasserquellen nutzten sie, wann tauchten sie an bestimmten Plätzen häufig auf, um zu fressen? Oft waren es nicht nur zufällige Beobachtungen, die den Jägern Auskunft darüber gaben. Meist konnten sie es an den Spuren der Tiere erkennen!
Jetzt im Winter ist eine super Zeit, um nach den Trittspuren – man nennt sie auch Trittsiegel - und Fährten unserer heimischen Tiere zu suchen, denn in der meist feuchten, etwas weicheren Erde, an gerade wieder austrocknenden Pfützen oder gar im wenige Zentimeter hohen Schnee lassen sie sich am besten erkennen!
Also, seid ihr bereit? Auf die Spuren, fertig, los!
Ihr werdet sehen, wie spannend das ist, Tierspuren „lesen“ zu können!
Was ihr braucht?
Adleraugen – naja, oder zumindest eine gute Beobachtungsgabe! Mehr aber auch nicht. Schnappt Euch Eure Geschwister oder eine(n) Freund(in) und ab nach draußen durch Wald und Wiese, am Bach entlang! Schaut auch mal in den Hecken am Wegesrand nach und vergesst nicht Euren oder Omas Garten, denn auch dort könnt ihr vielleicht Trittspuren entdecken. Ihr findet sie übrigens am besten dort, wo die Erde weich ist und freiliegt. Im hohen Gras oder Laub, auf steinigem Boden, aber auch im tiefen Schnee ist es kaum möglich, die Spuren gut zu erkennen.
Wenn ihr dann Euren ersten Fund gemacht habt, steht ihr vor der schwierigen Frage:
Von welchem Tier stammt die Spur?
Jetzt wird’s ein bisschen knifflig - Bei unseren Säugetieren unterscheiden wir:
Sohlengänger: wie Dachs, Waschbär, Igel oder Bär. Sie treten, genau wie wir Menschen, mit der ganzen Fußsohle auf. Sie können nicht sehr schnell laufen.
Zehengänger: wie Fuchs, Marder, Hase, Eichhörnchen, Wildkatze. Diese Tiere sind schnell und leise. Daher sind auch die meiste Raubtiere Zehengänger. Die Füsse der Sohlengänger
und Zehengänger nennt man Pfoten oder auch Pranken. Zum Schutz haben sie an der Unterseite rundliche, federnde, verhornte Trittpolster, die „Ballen“.
Zehenspitzengänger: wie Rothirsch, Reh oder Wildschwein. Bei ihnen sind die 3. und 4. Zehe zu zwei paarweise verhornten Klauen umgebildet. Man nennt diese Tiere auch Paarhufer. Ausserdem besitzen sie an der Rückseite des Fußes zwei kleine Afterklauen. Die sitzen aber so hoch, dass sie sich im Erdboden meist nicht abdrücken. Bei den Wildschweinen sitzen die Afterklauen etwas weiter unten am Fuß und sind daher auch meist im Trittsiegel zu sehen. Die Füsse der Zehenspitzengänger nennt man auch Schalen (bei Pferden Huf)
Und wie sieht es bei den Vögeln aus? Bei ihnen zeigen die drei mittleren Zehen nach vorn und eine Hinterzehe (der eigentliche „Daumen“) nach hinten. Ein Vogelfuß hat also nur 4 sichtbare Zehen.
Bei den meisten Vögeln drücken sich die Krallen an den Zehenspitzen mit ab. Nicht bei allen Vögeln ist die Hinterzehe im Trittsiegel erkennbar. Bei Wasservögeln könnt ihr im Abdruck auch die
Schwimmhäute zwischen den Zehen erkennen.
Hier könnt ihr Euch die Trittspuren verschiedener Tiere genauer ansehen.
Unsere Säugetiere haben übrigens 4 Gangarten: Schritt, Trab, Galopp und Sprung. Je nachdem, wie die Fährte (das sind die hintereinander folgenden Abdrücke, die ihr im Boden erkennen könnt) aussieht, könnt ihr mit ein bisschen Übung sogar herausfinden, ob das Tier, das da unterwegs war langsam oder schnell gelaufen ist. Vielleicht hat es ruhig und ungestört nach Futter gesucht? Ist es zur Wasserstelle gelaufen? Vielleicht war es aber auch auf der Flucht? Wurde es verfolgt und von wem? Folgt der Fährte der Tiere, soweit es geht. Wo führt sie hin? Die Grösse der Trittspur, die Tiefe der Abdrücke und auch die Anordnung und die Abstände der einzelnen Tritte zueinander können uns so manche Geschichte erzählen!
So könnte es aussehen:
Am Beispiel einer Wolfsfährte könnt ihr Euch hier die Unterschiede der einzelnen Gangarten ansehen.
Spuren genauer zu lesen ist ehrlich gesagt gar nicht so einfach! Daher geht es bei unserer Tierspurenscout-Challenge auch erst einmal darum, die Trittsiegel überhaupt zu finden. Das allein ist schon eine grosse Herausforderung!
Wahre Meister im Spurenlesen sind übrigens die Tiere selbst. Spuren enthalten nämlich auch Botschaften in Form von Düften, die über die Nase „gelesen“ werden. Diese Botschaften bleiben für uns aber wohl unsichtbar! Da reichen auch unsere besten Spürnasen nicht!
Puuh, das ist ja jetzt auch schon ganz schön viel Wissen auf einmal, oder? Aber wenn ihr Euch die Abbildungen angeschaut habt, habt ihr ja schon mal eine Vorstellung davon, wie so eine Spur „in echt“ aussehen könnte!
Denkt an die Lebensräume dieser Tiere... Wo zum Beispiel würdet ihr am ehesten auf eine Rehspurstoßen? Vielleicht am Rand eines Ackers oder auf einem lehmigen Feldweg? Oder an einer Wiese am Waldrand?
Vielleicht habt ihr auch großes Glück und ihr entdeckt einen Wildwechsel! Dort findet ihr jede Menge Trittsiegel vor, da dort viele Tiere, zum Beispiel Rehe oder Damhirsche immer wieder den selben Pfad nutzen.
Achtet bei Eurer Suche darauf, dass ihr nicht quer über die Äcker lauft und respektiert private eingezäunte Grundstücke! Auch im Wald solltet ihr Euch nicht zu weit vom Weg entfernen.
Vergesst Eure Kamera/Euer Handy nicht, damit ihr von jeder Spur ein Foto machen könnt! Wenn ihr keine eigene Kamera/Handy habt, dann fragt doch Eure Eltern, ob ihr gemeinsam auf Spurensuche gehen könnt! Damit ihr später an der Challenge teilnehmen und Euren Tierspurenscout-Ausweis bekommen könnt, ist es wichtig, dass ihr mindestens eine der drei Spuren findet. Oder findet ihr sogar alle? Das wäre natürlich super!
Ihr könnt Euch von Eurem tollen Fund auch einen Gipsabdruck machen, den ihr dann mit nach Hause nehmen könnt! Das geht ganz leicht!
Wenn ihr bei Eurer Spurensuche neben den Trittsiegeln auch schon einmal auf weitere Spuren (Kot/Losungen, Haare und einiges mehr) achten wollt, gibt es hier tolle Infos dazu.
Und wie geht’s dann weiter?
Im Januar könnt ihr Euch der nächsten Aufgabe stellen! Dann geht es um Fraßspuren! Und damit wird’s wieder richtig spannend!
Also bis bald – habt viel Spass beim Spurensuchen und Entdecken!
Schöne Ferien und Frohe Weihnachten wünschen Euch
alle Zweibeiner und Vierbeiner vom Rolfschen Hof!